Voller Energie und an allem interessiert sind sie der Mittelpunkt der Familie «70 Jahre verheiratet, das fühlt sich gar nicht so lange an» sagt die 90jährige Lidia Manger im Gespräch. Und das ist verständlich, wenn man in die Gesichter und ihre Erscheinung blickt: Fast faltenfrei, aufrechter Gang, offen und begeisterungsfähig: so möchten Viele gerne alt werden!
Seit 1952 kennen sie sich schon; beim Kerwetanz in Freisbach war es Liebe auf den ersten Blick. Das Kleid von damals hängt immer noch im Schrank.
Am 16. Oktober 1954 schlossen Theodor Manger und Lidia Leibeck erst vor dem Standesbeamten in Westheim, Lidias Heimatort, und im Anschluss in der Prot. Kirche den Bund fürs Leben. Beide kamen aus Geschäftsfamilien. Theodor, von allen Theo genannt, arbeitete in der von seinem Vater 1930 gegründeten Schreinerei mit, die von Anfang an auch Särge selbst herstellte sowie Bestattungen vornahm und die er später weiterführte. Seit 1996 wird diese vom ältesten Sohn Gerhard betrieben.
Lidias Familie hatte in Westheim ein Lebensmittelgeschäft, wie auch Theos Familie im Familienhaus in der Hintergasse 125/Ecke Querstraße. Lidia unterstützte erst ihre Schwiegermutter und betrieb es bis Anfang der 1970er Jahre selbst; es war montags bis freitags von 8 bis 19 Uhr und samstags von 8 bis 12 Uhr geöffnet. Arbeitsreiche Jahre. 1974 bauten sie in der Wolfgasse, wo sich auch die Schreinerwerkstatt befindet und sie heute noch wohnen – in direkter Nachbarschaft von Sohn Gerhard und zwei Enkeln mit ihren Familien.
Familie: Die wird bei Mangers großgeschrieben; sie genießen es sichtlich. Die Kinder – Gerhard, Iris und Matthias, 1955, 1956 und 1964 geboren – leben alle in Gommersheim und so ist täglich immer jemand da, auch Schwiegertochter Rita, die nur über den Hof gehen muss. Die Familie, mit 6 Enkeln und 10 Urenkeln zwischen fünf und 18 Jahren, pflegt über die Generationen ein gemeinsames Hobby: die Musik.
Jahrzehntelang war Lidia aktive Sängerin im MGV Gommersheim, der seit Corona darniederliegt, aber nicht aufgelöst wurde. Auch wenn es keine Chorproben mehr gibt: die Senioren des Chors treffen sich donnerstags im Rathaus um gemeinsamen zu singen und zu erzählen. Gerne sind sie auch immer bei der «Fröhlichen Runde» der Gommersheimer Senioren dabei, die sich einmal monatlich treffen. Und da Lidia sehr gerne singt, übt sie zum Ständchen singen, mit Sohn Matthias an der Gitarre, Lieder ein. Besonders liebt sie den «Pfälzer Wind» und kaum erzählt, setzt sie mit ihrer klaren und kräftigen Sopran-Stimme zum bewunderten Vortrag ein. Die Musik-Gene hat sie auch an Matthias und dessen Tochter Louisa weitergegeben, die mit ihrem Vater als «Matt & Lou» auf Festen auftritt. Enkelin Louisa ist auch die Stimme bei der Band «Synergy». Iris, Louisa und Enkelin Kathrin singen im Gommersheimer Gospelchor «Vocal Spirit»; Kathrin ist sogar seit Gründung des Chors im Jahr 2000 Gründungsvorsitzende. «Immer wenn sich die Familie an der langen Tafel im Wohnzimmer trifft, wird gesungen, besonders schön ist es im Kreis der ganzen Familie unterm Tannenbaum» erzählen die Jubilare stolz.
Theodor hat es nicht mit dem Singen, er hört lieber zu. Aber dennoch war er acht Jahre lang Vorsitzender des MGV Gommersheim. «Es hatte sich keiner unter den Aktiven gefunden, also ließ ich mich in der Pflicht nehmen» erzählt er. Einige Zeit hat er auch Schach gespielt, doch als Tochter Iris 1970 zu reiten anfing und sie dann auch eigene Pferde besaßen, hatte er seine Leidenschaft gefunden. Auch das gehört inzwischen der Vergangenheit an, das heißt aber nicht, dass er untätig ist. Der 300 Quadratmeter große Garten, der mit dem eigenen Kompost und Pferdemist gedüngt wird, will ja bearbeitet werden. Seit einigen Jahren hilft ihm zwar Tochter Iris, «aber die Handfräse, die mir zu schwer ist, bedient er noch selbst», erzählt sie. Und was da alles angebaut wird: unter anderem Knoblauch, Feldsalat, Rote Bete, Kartoffeln, Kraut, Gurken und Sellerie. Und die Obstbäume und Beeren sind ja auch noch da. Natürlich kochen Lidia und Theo gemeinsam ein: fünf Sorten Marmelade und 40 Gläser Gewürzgurken sind es dieses Jahr geworden. Lidia Manger ist stolz, noch alles selbst zu kochen und zu backen, auch Dampfnudeln, Zwiebelkuchen und natürlich ihren beliebten Kartoffelsalat. Und waschen und bügeln. Nur putzen geht nicht mehr. Im Haus und auf dem großen Grundstück sind sie noch gut zu Fuß. für längere Strecken sind sie über ihre Rollatoren dankbar. Die einzige Referenz an ihr Alter.
Beide sind gerne in Urlaub gefahren, aber seit Corona nicht mehr. Sie freuen sich umso mehr, nach ihrem Jubiläumstag fünf Verwöhn-Tage im Wellness-Hotel in Dahn zu verbringen. Am Jubeltag, dem 16. Oktober, sind sie daheim anzutreffen und feiern abends mit der Familie. Beide hoffen, noch lange so fit zu bleiben. «Wir haben ein gutes Vorbild: Theos Mutter wurde 102 Jahre alt und war Ur-Ur-Großmutter», erzählen sie. Und versabschieden sich «…bis zum 75-jährigen Jubiläum». dnb